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Dry January: Wie ist es, einen Monat lang keinen Alkohol zu trinken?

Im neuen Jahr nehmen wir uns gern vor, alte Laster abzulegen. Wir haben mit Carl gesprochen, der am Dry January teilgenommen hat.

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Weshalb du deinen Alkoholkonsum reduzieren solltest

Im "Dry January" verzichten viele Menschen auf Alkohol. Aber auch nach dem Aktionsmonat lohnt es sich, den Konsum herunterzuschrauben.

Es gibt im neuen Jahr verschiedene Vorsätze, an die man sich halten möchte. Wir haben beispielsweise erkundet, was passiert, wenn du einen Monat lang jeden Tag Yoga machst. Hier geht es um eine andere Art der Herausforderung: nämlich den sogenannten Dry January: Wie ist es, einen Monat lang keinen Alkohol zu trinken?

Dry January: Woher kommt der Trend zum „kein Alkohol“-Januar?

Der Dry January stammt aus dem Land, in dem Alkohol die häufigste Todesursache von Menschen im Alter von gerade einmal 15 Jahren bis 49 Jahren ist: aus Großbritannien. Aber auch wir Deutschen greifen gern zum Glas: 2019 tranken die über 15-Jährigen im Schnitt 10,9 Liter reinen Alkohol. 

Das sind ganze 2 Liter mehr als der Durchschnitt aller OECD*-Länder (*Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Tendenz steigend: Laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung trinken 37 % der Deutschen seit Corona mehr Alkohol als vorher.

Kein Wunder also, dass viele das Bedürfnis haben, den Nothebel zu ziehen. Der Dry January verspricht positive Auswirkungen auf die Gesundheit, besseren Schlaf und sogar Gewichtsabnahme und ein reineres Hautbild. Aber ist da etwas dran oder werden die Erwartungen zu hoch gesteckt? Wir haben mit jemandem geredet, der einen Monat lang keinen Alkohol getrunken hat.

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Meistens bleibt es nicht bei einem Glas Wein.(Photo: olgakimphoto/ shutterstock)

Dry January Challenge: Einen Monat lang kein Alkohol

Unser Gesprächspartner ist 28 Jahre jung, lebt in Berlin und wird hier Carl heißen. Unter der Woche trinkt er normalerweise ab und zu mal ein Bier oder einen Wein; am Wochenende wirds dann gern etwas wilder. „Soziales Betrunkensein“, ob mit den Mitbewohner:innen oder Freund:innen, gehört zum Wochenende dazu und macht auch einfach Spaß. Ein Problem mit Alkohol hat Carl aber nicht. Allein trinken mag er nicht und auch mit Party-Wochenenden hält sich sein Konsum in den (Berlin-üblichen) Grenzen.

Trotzdem hatte Carl das Bedürfnis, im neuen Jahr mal so richtig zu detoxen. Weihnachten zu viel gegessen, Silvester zu viel getrunken; da fühlte sich der Plan, im Januar keinen Alkohol zu trinken und den Körper zu resetten, richtig gut an. Das Experiment wurde im Jahr 2021 durchgeführt. Dass wegen Corona die Bars und Clubs zu waren, ließ das Vorhaben natürlich recht machbar erscheinen. Konnte ja so schwer nicht sein, einen Monat keinen Alkohol zu trinken. Oder etwa doch?

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Der Vorteil am Lockdown ist, dass die Versuchungen stark reduziert sind.(Photo: AleksandarNakic)

So lief Carls Monat ohne Alkohol

Schwergefallen ist es ihm nicht, einen Monat lang keinen Alkohol zu trinken. Carl erzählt, dass es natürlich Momente gab, in denen es „ganz nett gewesen wäre“, zum Beispiel, als die neue Mitbewohnerin in die WG eingezogen ist. Ohne den Lockdown 2021 wäre es ihm wesentlich schwerer gefallen, den ganzen Monat über stark zu bleiben.

Auf WG-Parties und in Bars herrscht ja praktisch schon ein sozialer Druck zu trinken und nicht selten muss man sich als Nicht-Trinker:in den einen oder anderen blöden Spruch anhören. Dieser Gefahr sah sich Carl dank Corona und den Kontaktbeschränkungen nicht ausgesetzt. Der ideale Zeitpunkt also für das Selbstexperiment. Und wie liefs nun?

Carl berichtet nach einem Monat, in dem er keinen Alkohol getrunken hat, dass er sich „deutlich fitter“ fühlt und – da lacht er kurz – keinen Blähbauch mehr hat. Von Gewichtsabnahme und reinerer Haut hat er allerdings nichts bemerkt. Seine Haut, so sein Eindruck, ist sogar etwas schlechter geworden. Wobei das durchaus üblich ist bei einer Entgiftung. Die Verbesserung stellt sich in der Regel ein, sobald sich der Körper an die veränderte Lebensweise gewöhnt hat.

Das Trinken in der Nacht ist im Grunde ja nur geborgte Zeit vom nächsten Tag.

– Carl nach seinem Dry January

Dass sich der Schlaf verbessert, wenn man keinen Alkohol trinkt, kann Carl bestätigen. Er ging früher ins Bett als sonst und schlief „hervorragend“. Besonders genossen hat er die Wochenenden. Statt mit fettigem Katerfrühstück vom Lieferservice um 14 Uhr verliefen auch die Samstage und Sonntage in angenehm geregelten Bahnen.

Carl hat angefangen, das Wochenende wieder richtig schätzen zu lernen. Er hatte den Eindruck, Zeit gewonnen zu haben, weil er nach der Arbeitswoche plötzlich zwei ganze Tage zur freien Verfügung hatte, die er früher oft bei zugezogenen Vorhängen im Bett verbracht hat. Im Grunde sei das Trinken in der Nacht ja nur „geborgte Zeit vom nächsten Tag“, stellt Carl fest. Es fühlte sich gut an, diese Zeit und Energie nun an den freien Tagen zurückgewonnen zu haben uns sie mit kreativer Arbeit oder Freund:innen verbringen zu können.

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Carl freut sich aber auch schon wieder auf geselliges Trinken in Maßen.(Photo: istock.com/skynesher)

Dry January: Was hat sich verändert?

Besonders erschreckend fand Carl die Erkenntnis, wie normal es für ihn, aber auch sein soziales Umfeld ist, sich regelmäßig mit Alkohol „zu vergiften“ – denn nichts anderes ist Alkohol nun mal: Gift für den Körper und das Gehirn. Natürlich macht es Spaß, in Gesellschaft zu trinken, aber dass zum kleinsten Spieleabend automatisch die Flasche Wein dazugehört, kann man durchaus kritisch sehen.

Mocktails: Alkoholfreie Cocktails für alle

Trotzdem ist während seiner alkoholfreien Zeit Carls Vorfreude auf „Genusstrinken“ in netter Gesellschaft gewachsen. Wichtig ist ihm jetzt, dass nicht mehr der „gemeinsame Kontrollverlust“ im Fokus steht, sondern das soziale Zusammensein. Er will versuchen, eine Balance zu finden, zwischen ein paar Bierchen mit Freund:innen und einem entspannten Wochenende ohne Kater.

Du willst dir das Trinken endgültig abgewöhnen? Dann lies hier unsere Tipps dazu. Außerdem haben wir uns gefragt, wie Sport und Alkohol eigentlich zusammenpassen.