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Robin Williams: Ängste, Süchte und ein Monster, das ihn umbrachte

Schauspieler Robin Williams wäre am 21. Juli 70 Jahre alt geworden. 2014 verstarb der Weltstar – seine Werke bleiben in Erinnerung.

Robin Williams 2011 bei einem Auftritt in Los Angeles.. © Featureflash Photo Agency/Shutterstock
Robin Williams 2011 bei einem Auftritt in Los Angeles.. © Featureflash Photo Agency/Shutterstock

Sein Humor war eine Naturgewalt, die jeden überrollte. Der Regisseur Steven Spielberg (74) sagte über Robin Williams (1951-2014): „Robin war ein Gewitter von einem komischen Genie, und unser Lachen war der Donner, der ihn trug.“ Er meinte den witzigsten Mann der Welt. Das war die eine Seite, die andere war das komplette Gegenteil: eine Welt der Beklemmung, Angst und Verzweiflung. Angst wovor? – hat ihn einmal der „Guardian“ gefragt. Seine Antwort: „Vor allem. Es ist einfach ein generelles Arggghhh.“

Dieser düsteren Schattenwelt konnte der wunderbare Schauspieler und Comedian Robin Williams nicht mehr entrinnen. Im Sommer 2014 nahm er sich das Leben. Am 21. Juli wäre er 70 Jahre alt geworden.

Er bleibt unvergessen

Sein „anarchischer Witz“ („Der Spiegel“), seine irren Stimmenimitationen und Gags bleiben unvergesslich. Er war „Soldat, Arzt, Genie, Nanny, Präsident, Professor, ein lärmender Peter Pan und alles dazwischen“, so hat ihn der ehemalige US-Präsident Barack Obama (59) im Hinblick auf seine berühmten Rollen beschrieben. Er sei einfach „einzigartig“ gewesen, denn „er brachte uns zum Lachen, und er brachte uns zum Weinen“.

Robin McLaurin Williams stammt nicht wie viele seiner Hollywoodkollegen aus einfachen Verhältnissen, sondern aus der amerikanischen Oberschicht. Sein Vater Robert Fitzgerald Williams war leitender Manager bei Ford. Die Mutter Laura McLaurin hatte als Model gearbeitet und eine Modelagentur gegründet, übrigens war ihr Urgroßvater Anselm J. McLaurin demokratischer Senator in Washington und 1896-1900 Gouverneur des US-Bundesstaates Mississippi.

Vom „Mork“ zum Weltstar

Nach einem abgebrochenen Politikstudium absolvierte Robin Williams an der führenden US-Schauspielschule „Juilliards“ in New York eine Ausbildung und trat danach als Stand-up-Comedian auf, zeitweise neben Frank Sinatra (1915-1998) und Bette Davis (1908-1989). Den Durchbruch brachte ein TV-Auftritt als Alien in der Sitcom „Happy Days“. Daraufhin wurde seine Rolle „Mork“ vom Planeten Ork in die Serie geschrieben, und Williams wurde in „Mork vom Ork“ als außerirdische Witzfigur in Hosenträgern eine Berühmtheit.

Der Produzent Garry Marshall wurde einmal gefragt, warum der damals unbekannte Komiker Robin Williams die Rolle des „Mork vom Ork“ bekommen habe. Marshall antwortete, dass der nun mal der einzige Alien gewesen sei, der sich beworben habe. Zum Weltstar wurde Robin Williams dann 1987 mit seiner Darstellung eines durchgeknallten Militär-Radiomoderators in „Good Morning, Vietnam“, die ihm eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller einbrachte. Er erhielt „nur“ den Golden Globe, der Oscar ging damals an Michael Douglas (76) für „Wall Street“.

Oscar-Gewinn folgte 1998

Erst zehn Jahre später wurde Williams mit dem begehrtesten Schauspielpreis der Welt ausgezeichnet – für seine Nebenrolle als Psychotherapeut in „Good Will Hunting“. Da hatte er schon große Filme wie „Der Club der toten Dichter“, „König der Fischer“ und die überaus schrulligen Rollen als Kindermädchen in „Mrs. Doubtfire“ oder als Präsident Theodore Roosevelt in „Nachts im Museum“ hinter sich.

Es waren turbulente Zeiten – für Robin Williams, aber auch für sein Umfeld. Als Stand-up-Comedian hat er einmal das Bonmot zum Besten gegeben, wonach es sein Problem sei, „dass Gott den Männern ein Gehirn und einen Penis gegeben hat und nicht genug Blut, um beides gleichzeitig durchbluten zu können“.

Private Probleme

Die erste Ehe ging in die Brüche, die zweite mit der Schauspielerin Marsha Garces (65) ebenfalls. Alkohol und Drogen spielten schon zu Beginn der Karriere in den 70er-Jahren eine große Rolle. Robin Williams hat offen darüber gesprochen und sogar gewitzelt: „Kokain ist Gottes Art dir zu sagen, dass du zu viel Geld hast.“

Er sei oft „peinlich“ gewesen und habe Dinge getan, die nur „eklig“ gewesen seien, sagte er in einem Interview mit dem britischen „Guardian“. So habe er Robert De Niro (77), den er vom gemeinsamen Film „Zeit des Erwachens“ kannte, beschimpft oder in die Ming-Vase eines Gastgebers gepinkelt. Phasen des Wahnsinns, die allerdings zeitlich begrenzt waren.

Von 1983 an galt Robin Williams nach dem Drogentod seines Freundes John Belushi (1949-1982) als clean. Er blieb es über 20 Jahre lang. In dieser Zeit wurden seine drei Kinder geboren. Im Sommer 2006 dann der Rückfall, Williams begab sich sofort auf Entzug und konnte am Ende des Jahres seine Arbeit wieder aufnehmen.

„Berühmtheit selbst ist eine Droge“

Seine gesundheitlichen Probleme hat der Schauspieler stets freimütig thematisiert. „Ich glaube, Berühmtheit selbst ist eine Droge“, sagte Williams dem Magazin „Time“: „Es gibt Entzug, weil sie in Wellen verläuft: Du bist angesagt, dann bist du es nicht, und dann wieder doch. Sogar jetzt, mit einem Oscar, bin ich immer noch Mork.“

Da war es auch nicht hilfreich, dass zuletzt seine TV-Serie „The Crazy Ones“ nach nur einer Staffel wegen Erfolglosigkeit abgesetzt wurde. Ende 2013 wurde er dann wieder krank. Seine dritte Ehefrau, die Malerin Susan Schneider (seit 2011), sagte in der ABC-Sendung „Good Morning America“, ihren Mann hätten neben Depressionen auch permanente Bauchschmerzen, Verstopfung, Probleme beim Wasserlassen und Schlaflosigkeit gequält. Später habe er nur noch schleppend laufen können. Diagnostiziert wurde die Schüttellähmung Parkinson.

Schwere Erkrankung

Wieder begab sich Robin Williams in eine Entzugsklinik, diesmal nicht, weil er erneut rückfällig geworden war, sondern weil er Angst hatte, wieder süchtig zu werden. Außerdem wurden bei ihm Anzeichen der unheilbaren Lewy-Körperchen-Demenz festgestellt. Diese tückische Krankheit ähnelt Alzheimer und führt unter anderem zu einem Rückgang des Denkvermögens.

Gegen diese geballte Front hatte Robin Williams offenbar keine Chance. Die Krankheit sei „wie ein unsichtbares Seemonster mit 50 Tentakeln“ über ihren Mann hergefallen, sagte Susan Schneider 2020 in der Doku „Robin’s Wish“. In den letzten Wochen seines Lebens sei ihr Mann vor ihren Augen auseinandergefallen. „Wir lebten einen Albtraum.“

Am Abend vor dem 11. August 2014 sagte Robin Williams zu seiner Frau „gute Nacht, mein Liebling“ und ging dann in sein eigenes Schlafzimmer. Dort fand man ihn am nächsten Tag tot auf. Robin habe einfach „Nein“ gesagt, glaubt Susan Schneider. Er sei „der tapferste Mann, den ich jemals gekannt habe“.

Sein Name steht nun an der Einfahrt zum Robin-Williams-Tunnel, jenseits der malerischen Bucht von San Francisco, in die die Asche von Robin Williams nach seinem Tod verstreut wurde.

(ln/spot)