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Joshua Kimmich: „Ich hatte sogar schon einen Impftermin“

Joshua Kimmich hat in einem TV-Interview Stellung zu seinen anfänglichen Impf-Bedenken und der Kritik an seiner Person Stellung bezogen. Zudem erklärte er, warum er sich jetzt doch impfen lassen will.

Joshua Kimmich: "Wenn es empfohlen wird
Joshua Kimmich: "Wenn es empfohlen wird

Joshua Kimmich (26) hat bei einem TV-Auftritt über seinen Gesundheitszustand gesprochen und bekannt gegeben, sich nach anfänglichem Bedenken nun doch impfen lassen zu wollen. Im Interview mit „sportstudio reportage“, das an diesem Sonntag (12. Dezember) um 17:10 Uhr im ZDF ausgestrahlt wurde, erklärte er zunächst über seine Corona-Infektion: „Es war eine sehr schwierige Zeit für mich, auch wenn mein Krankheitsverlauf relativ mild war und ich wenige Symptome hatte.“ Neben dem kurzzeitigen Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn hätten die Ärzte allerdings bei einer Abschlussuntersuchung festgestellt, dass sich noch Flüssigkeit in seiner Lunge befinde und er zehn Tage „ruhiger machen muss“ und dann erst wieder normal ins Training einsteigen könne.

Auf die Frage hin, warum er sich nicht impfen habe lassen, erklärt Kimmich: „Ich habe lange Zeit sowohl die Krankheit als auch beim Impfen Risiken gesehen. Ich dachte, ich kann mich selbst schützen, wenn ich mich eben an die Maßnahmen halte.“ Er sei alle drei Tage getestet worden und hätte so auch ausschließen können, eine Gefahr für andere dazustellen. Gerade durch die vierte Welle und die steigenden Inzidenzen habe er nun gemerkt, dass man nicht nur durch eigenes Verhalten die Situation beeinflussen könne.

Bayern-Star hatte bereits einen Impftermin

Nun wolle sich der Bayern-Spieler laut eigener Aussage impfen lassen. „Ich hatte sogar schon einen Impftermin während meiner zweiten Quarantäne-Phase als Kontaktperson. Leider kam mir dann die Erkrankung zuvor.“ In ein paar Tagen gelte er jetzt erst einmal als genesen, dieser Status dauere dann eine Zeit lang an und „wenn es dann empfohlen wird, werde ich mich impfen lassen“. Natürlich wäre es besser gewesen, sich früher impfen zu lassen, räumt Kimmich ein, dann hätte er als Kontaktperson nicht in die Quarantäne müssen. „Vielleicht musste ich auch erst das durchleben, was ich jetzt durchlebt habe. Natürlich, rückblickend gesehen, würde ich gerne die Entscheidung des Impfens früher treffen, aber zum damaligen Zeitpunkt war es mir eben nicht möglich.“

Zu der Kritik, die ihm aufgrund seiner fehlenden Impfung entgegenschlug, sagte Kimmich: „Am Ende des Tages ist es die Entscheidung eines jeden einzelnen, sodass es auch jeder akzeptieren muss.“ Auf der anderen Seite könne er aus sportlicher Sicht auch nachvollziehen, wenn sich das Team darüber ärgere, wenn ein Mitspieler fehle. Das schlechte Gewissen sei auf jeden Fall da. „In erster Linie meiner Familie gegenüber, die sich viel anhören musste. Aber natürlich auch meinen Mitspielern gegenüber.“

Joshua Kimmich: „Es wurden einige Grenzen überschritten“

Jegliche sachliche Kritik könne er nachvollziehen. „Trotzdem wurden einige Grenzen überschritten. Ich hatte das Gefühl, dass es den einen oder anderen gab, der sich durch die Diskussion profilieren wollte.“ Er habe zwar eine Vorbildfunktion, sei aber „auch nur ein Mensch, der Ängste und Bedenken hat“. In der Politik seien in der Ausnahmesituation Pandemie „auch viele Fehler gemacht“ worden. „Und auch deshalb verstehe ich es nicht ganz, warum man einem Menschen wie mir dann diese Fehler nicht zugestanden hat. Da hat mir das Differenzierte gefehlt.“

Auch das Eindringen in sein Privatleben, Reporter seien sogar bei der Beerdigung seines Opas aufgetaucht, habe ihn die Frage stellen lassen: „Wo ist da die Grenze, wie wollen wir miteinander umgehen in unserer Gesellschaft?“ Respekt, Toleranz und Offenheit habe ihm in der Diskussion extrem gefehlt.

„Es ist nicht der richtige Weg, jeden Menschen, bis er nicht mehr kann, unter Druck zu setzen“, sagt Kimmich. Natürlich gebe es Menschen wie Verschwörungstheoretiker und Querdenker, von denen er sich ganz klar distanziere. „Aber ich glaube, es gibt doch noch Menschen, die unentschlossen sind, die Ängste und Bedenken haben. Und wenn wir jetzt sagen: Wir haben genug aufgeklärt, jetzt müssen wir Druck ausüben, bin ich mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist. Das wird zu einer noch größeren Spaltung in unserer Gesellschaft führen.“

Der Fußballprofi hatte mit seinem Impfstatus in den vergangenen Wochen für unzählige Diskussionen gesorgt. Im Oktober hatte er öffentlich gemacht, bisher nicht gegen das Virus geimpft zu sein und dies mit einem Fehlen von „Langzeitstudien“ begründet. Ende November wurde der Spieler positiv auf das Coronavirus getestet. Am 9. Dezember gab der FC Bayern bekannt, dass er nach beendeter Quarantäne „aufgrund von leichten Infiltrationen in der Lunge“ bis zum Jahresende ausfallen werde.

(jom/spot)