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Doomsrolling: Suppen-Test zeigt, wie süchtig das Smartphone macht

Wetten, dass Infinite Scrolling ein Zeitfresser in deinem Leben ist? Surfen ohne wirkliches Ende kann sogar deine Gesundheit gefährden.

Frau am Handy
Wenn wir zu viel Handy sind, kann das unsere mentale Gesundheit beeinflussen. Foto: Pexels / Ron Lach

Eigentlich wolltest du nur kurz checken, warum dein Telefon virbriert hat – und jetzt hast du es immer noch nicht zu Seite geleg. Infinite Scrolling heißt diese gemeine Erfindung, die dich dazu bringt, immer wieder deutlich mehr Zeit am Smartphone zu verbringen als du ursprünglich vorhattest. Und das kostet nicht nur Lebenszeit, sondern kann eine Gefahr für die Gesundheit bedeuten. Doch auch ein weiterer Trend der aus dem Infinite Scrolling entsteht, bereitet Grund zur Sorge: Das Doomscrolling. Es beschreibt das schier endlose Konsumieren schlechter Nachrichten, auch wenn wir wissen, dass unser wahnsinniges Surfen kein Happy End findet.

Doomscrolling auf fast allen Social Media-Plattformen

Ob Instagram, Facebook, Twitter, Pinterest oder YouTube –Mittlerweile verwenden fast alle Social Media-Plattformen das Infinite Scrolling. Egal, wie lange man sich auf den Seiten aufhält und weiter scrollt, die Inhalte scheinen einfach nicht enden zu wollen.

Es macht maximal süchtig

– Ex-Mozilla-Mitarbeiter Aza Raskin

 „Hinter jedem Bildschirm eures Smartphones stehen im buchstäblich tausend Entwickler, die an diesem Ding gearbeitet haben, um es maximal süchtig zu machen“, sagt einer, der es wissen muss. Der ehemalige Mozilla-Mitarbeiter Aza Raskin hat Infinite Scrolling  entwickelt.

Das Dauer-Scrollen ist wie „Verhaltens-Kokain“

„Es ist, als ob sie Verhaltens-Kokain über ihre Interfaces streuen – und die Nutzer kommen deshalb immer wieder zurück zu ihnen“, sagte er der BBC in einem Interview. Mittlerweile bereut er die Entwicklung des Infinite Scrolling, denn User würden dadurch deutlich mehr Zeit am Smartphone verbringen als nötig.

Auch ein ehemaliger Facebook-Mitarbeiter kam zu dem Schluss, dass Infinite Scrolling süchtig machen kann. „Social Media ist einem Spielautomaten sehr ähnlich“, sagte Sandy Parakilas. „Es fühlte sich buchstäblich so an, als würde ich mit dem Rauchen aufhören.“ 

Generation Z Smartphone
Ohne Smartphone geht (fast) gar nichts: Nicht nur die Generation Z möchte immer online sein.(Photo: Shutterstock/DisobeyArt)

Infinite Scrolling: Studien beweisen, wie schwer das Aufhören ist

Wie schwer es ist, einfach so aufzuhören, bewies Brian Wansink schon 2005. Der US-amerikanische Ernährungswissenschaftler ließ Testpersonen eine Suppe löffeln. Was sie nicht wussten: Die Schüsseln hatten keinen Boden und füllten sich unbemerkt wieder. Das Ergebnis war deutlich: Die Testpersonen mit präparierten Schüsseln aßen 73 Prozent mehr als diejenigen mit normalen Gefäßen. 

Dass sich dieses Experiement auf die Telefon-Nutzung übertragen lässt, zeigen die Zahlen einer Studie „Always on“ der Dualen Hochschule Baden-Würtemberg aus dem Jahr 2018. Darin bezeichnete sich jeder vierte als Smartphone-süchtig.

Schlimmer geht immer: Doom Scrolling macht dich fertig

Eine besonders fiese Form des Infinite Scrolling ist das Doomscrolling. Durch die Corononavirus-Pandemie sind viele User einsam und besonders verunsichert und suchen beim Scrollen durch News nach Antworten. Dabei werden ihnen viele schlechte Nachrichten angezeigt und doch scrollen sie weiter und bekommen verständlicherweise schlechte Laune. Andere werden sogar depressiv. Das Phänomen scheint so verbreitet, dass es nun sogar ins bekannte Miriam Webster-Wörterbuch aufgenommen wurde.

Was hilft gegen das unendliche Scrollen?

Doch wie schaffst du es aus diesem Scrolling-Abgrund wieder heraus? Auch die renomierte New York Times beschäftigte sich kürzlich mit dieser Frage und schlug gleich mehrere Lösungen vor.

So sei es wichtig, dass du dir eine Liste machst, in der festgehalten wird, wie oft du am Smartphone hängst, um letztlich dem „Digital Candy“ zu entkommen. Ähnlich einem Diät-Plan könne man so besser nachvollziehen, wie viel Zeit tatsächlich für das Infinite Scrolling draufgeht.

Wir vergleichen Meditations Apps miteinander
Eine gut geführte Meditation kann deine Stimmung sofort verbessern.(Photo: yacobchuk)

Außerdem könne Meditation helfen, aus dem Teufelskreis auszubrechen und uns auf uns selbst zu fokussieren. Und last but not least sei die Kommunikation mit anderen sehr wichtig, um dem Dauerkonsumieren von Inhalten abzuschwören. Laut dem Buch des Arztes Vivek H. „Gemeinsam: Die heilende Kraft menschlicher Verbindung in einer manchmal einsamen Welt“ helfen schon 15 Minuten mit Menschen, die dir am meisten bedeuten. 

Doomscrolling: Sei dir deiner Zeit an Smartphone bewusst

Unser Tipp: Sei ehrlich zu dir selbst und sei dir der Zeit, die du tatsächlich mit Apps verbringst, bewusst. Schaffst du es eine Balance aus Zeit am Bildschirm, Zeit für dich und Zeit für deine Freunde und Familie zu finden, gerätst du nicht in Gefahr, Smartphone-süchtig zu werden.

Noch mehr wmn-Themen gefällig?

Du glaubst, smartphone-süchtig zu sein? Dann haben wir hier noch weitere Tipps, um dich vom Bildschirm wegzubekommen. Und: Du brauchst eine Anleitung fürs Meditieren? Wir zeigen dir, wie du in nur 10 Minuten ein anderer Mensch werden kannst. Außerdem: Du willst deine Freundschaften stärken? Wir verraten dir, wie!