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„Friends“: China zensiert homosexuelle Anspielungen in Kultserie

„Friends“ startete kürzlich auf chinesischen Streamingplattformen. Doch die Fans vermissten manche Szenen. Anspielungen auf Sexualität fielen offenbar der Zensur zum Opfer. Vor allem eine Erwähnung von Homosexualität fehlte. Auch die Proteste der Zuschauer verschwanden.

Gute Freunde kann niemand trennen? Der Cast von "Friends".. © imago/Everett Collection
Friends ist eine der erfolgreichsten Serien überhaupt.

Nach längerer Abwesenheit im TV und im Streaming: „Friends“ ist wieder in China zu sehen. Die US-Sitcom steht seit Freitag auf Streamingplattformen wie Tencent, Youku und Bilibili von Folge eins an zur Verfügung. Doch chinesischen Fans, die mit der Kultserie vertraut sind, fiel gleich auf, dass manche Dialoge wenig originalgetreu übersetzt wurden.

Wie unter anderem CNN berichtete, protestierten chinesische Fans über die soziale Plattform Weibo gegen Zensur. Doch der Hashtag #FriendsCensored verschwand schon bald.

Orgasmen werden zu Klatsch

Gleich in der ersten Folge von „Friends“ aus dem Jahr 1994 beobachteten Zuschauer eine massive Änderung. Ross (David Schwimmer, 55) erzählt darin ursprünglich, dass seine Frau ihn für eine andere Frau verlassen habe. Der Verweis auf die lesbische Liebe fehlt.

Nicht nur Anspielungen auf Homosexualität fielen der Schere zum Opfer. Als Joey (Matt LeBlanc, 54) einmal vorschlägt, in einen Stripclub zu gehen, heißt es bei Tencent nun, dass er „zum Spielen rausgehen“ will.

In einer anderen Szene sprechen die Freunde über die Vorteile von Männern und Frauen. Ross sagt dabei, dass Frauen den Vorteil haben, multiple Orgasmen zu haben. In der neuen chinesischen Version wird dies tatsächlich als „Frauen halten viele Schwätzchen“ übersetzt.

Zensur von „abnormalen sexuellen Beziehungen“

In älteren chinesischen Ausstrahlungen sind die sexualisierten Szenen noch unzensiert. Erst seit 2015 geht die staatliche Zensur in China gegen Sexualität in Filmen und Serien vor. „Abnormale sexuelle Beziehungen“, zu denen für die Regierung auch Homosexualität gehört. Bei der Ausstrahlung des Films „Bohemian Rhapsody“ fielen zum Beispiel alle Szenen der Schere zum Opfer, in denen es um die Homosexualität von Queen-Sänger Freddie Mercury geht.

Auch kriminelles Verhalten ist der Zensur ein Dorn im Auge, wenn es in den Filmen nicht sanktioniert wird. So wurde kürzlich bei „Fight Club“ das pessimistische Finale durch eine Texttafel ersetzt, die nach dem Motto „Verbrechen lohnt sich nicht“ einen anderen Schluss entwirft. Nach internationaler Kritik ruderte die Volksrepublik zurück.

(smi/spot)