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Deutscher Sportjournalistenpreis: Roter Teppich nach Corona-Pause

Es war ein Abend mit Symbolwert: In Hamburg fand die feierliche Verleihung des Deutschen Sportjournalistenpreises 2021 statt – mit jeder Menge Prominenz.

Jochen Breyer wurde zum besten Sportmoderator gekürt.. © offenblen.de / Marc Metzler
Jochen Breyer wurde zum besten Sportmoderator gekürt.. © offenblen.de / Marc Metzler

Es ist eines der ersten deutschen Events nach der großen Corona-Pause – natürlich mit strengen Hygienevorschriften: Im Grand Elysée in Hamburg kamen die beliebtesten Sport-Moderatoren und nationale Sportgrößen zur feierlichen Verleihung des Deutschen Sportjournalistenpreises 2021 zusammen.

Gekürt wurden die besten Sportmoderatoren und -reporter des Jahres. Die Gewinner des Abends: Jochen Breyer (38) und Katrin Müller-Hohenstein (55), beide ZDF, wurden zu den besten Sportmoderatoren gekürt.

Ein Abend mit Symbolwert

Für viele der geladenen Gäste hatte der Abend Symbolwert: Endlich ein Wiedersehen mit Kollegen und ein kleiner Schritt in Richtung Normalität. Viele der geladenen Gäste tauschten sich auf der Veranstaltung darüber aus, wie sie das letzte Jahr verbracht hatten – und was die Zukunft bringen wird.

Die deutsche Handball-Legende Stefan Kretzschmar (48) kam mit Freundin Doreen, vor drei Jahren zog Kretschmer bei ihr ein. „Wir wohnen in Wandlitz bei Berlin, sehr abgeschieden. Auch wenn ich weiter trainiert habe, uns war es immer schon wichtig Leute zu treffen. Dass das wieder langsam geht, dass die Normalität zurückkehrt, ist uns ein enormes Anliegen.“ Die ausgefallenen Spiele, die leeren Zuschauertribünen hätten ihn allerdings auch Demut gelehrt: „Ich weiß diese Dinge jetzt viel mehr zu schätzen!“

Der deutsche Turn-Weltmeister und Olympia-Sieger Fabian Hambüchen (33) erschien mit Glatze und brachte es auf den Punkt: „Das Schlimmste für einen Sportler ist, wenn du nach deinem Einsatz keinen Applaus bekommst!“ Damit würde der Leistungssport ad absurdum geführt. Für Hambüchen sei die verordnete Corona-Pause zunächst allerdings ein ersehntes Aufatmen nach einer sehr stressigen Lebensphase gewesen: „Die ersten Tage im Lockdown war ich richtig zittrig und wusste nicht, was ich jetzt tun soll?!“ Daran habe er gemerkt, wie wichtig es für ihn gewesen sei, „mal den Stecker zu ziehen. Davor war ich gesundheitlich am A…“, so der ehemalige Turner. Ein Ende der Corona-Maßnahmen sieht er noch in weiter Ferne: „Die Leute sind zu verunsichert. Die Angst muss erstmal weggehen.“

Jochen Breyer und das „Dänen-Drama“

Seinem persönlichen Angst-Moment schilderte Jochen Breyer. Der 38-Jährige kommentierte das EM-Spiel zum „Dänen-Drama“ live, bei dem der dänische Spieler

(29) ganz plötzlich im Stadion kollabiert war. „Das war ein absoluter Alptraum. Die schwierigste Situation in meiner Karriere!“, so Breyer. Er habe gemerkt, dass es nichts bringt, in so einem Moment funktionieren zu wollen. „Ich war dann einfach bloß Mensch, habe meine Gefühle zugelassen und versucht, so viel Transparenz für die Zuschauer möglich zu machen, wie es in so einer Situation möglich ist“, erinnerte sich der aktuelle Sportjournalistenpreisträger. Bezüglich Corona gestand Breyer, dass ihm das Publikum im Studio fehle. „Ich hätte das nie für möglich gehalten. Aber die Emotionen, die Gemeinschaft, die Fragen und Debatten – da ist etwas enorm Wichtiges verloren gegangen.“

Das kann ARD-Sport-Kollegin Lea Wagner (26) bestätigen. Auch sie begleitet derzeit die EM-Spiele und war emotional regelrecht überwältigt, als sie zum ersten Mal wieder in einem vollen Stadion stand. „Ich habe Gänsehaut bekommen. Es war für mich sehr bewegend.“ Privat hat der Lockdown für sie etwas Gutes hervorgebracht. Sie habe das Kochen als Leidenschaft für sich entdeckt. „Ich habe seit dem Lockdown 73 neue Rezepte ausprobiert“, erklärte Wagner stolz.

E-Sports-Preis für Gesundheit hinter dem Bildschirm

Eine Sportart, die im Lockdown großen Zuspruch erfahren hat, bekam bereits zum zweiten Mal eine große Bühne: E-Sports. Bruno Kollhorst, Repräsentant des Sponsors Techniker Krankenkasse: „E-Sport ist ein Teil der Alltagskultur geworden. Für uns ist es interessant, dies so zu begleiten, dass sie möglichst gesund gestaltet wird.“ Sportler hätten „ein gewisse Vorbildwirkung“, so Kollhorst. „Es ist nicht mehr so, dass sich Menschen in dunklen Kellern treffen und gegeneinander spielen. Dahinter stehe eine sportmedizinische Betreuung, Ernährungsberatung, psychologische Betreuung, und gewisse Bildschirmzeiten. Auch im E-Sport gelte: „Man braucht Gesundheit, um Erfolg zu haben.“

„Wir hatten schon vor Corona quasi Lockdown“

ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann (57) wurde beim Thema Corona dagegen nachdenklich: „Das hat uns alle einen Tick verändert“, so ihr Urteil. „Diese Zeit läuft nicht spurlos an uns vorbei!“. Sie selbst habe vor allem unter dem Abbruch der sozialen Kontakte gelitten – dafür aber das Radfahren wieder neu entdeckt: „Ich bin wieder regelmäßig mit dem Renn- oder Tracking-Rad durch die Wälder gefahren. Keine Tour der France, aber schon ganz ordentlich.“

Den Abbruch der sozialen Kontakte empfindet der ehemalige Handballer und heutige Trainer Christian „Blacky“ Schwarzer (51) vor allem für Kinder als ein Problem. Er ist froh darüber, dass sein Verein eine Sondergenehmigung durchbekommen hatte, die Jugendmannschaften hätten weiter trainieren dürfen – wenn auch mit Abstandsregeln soweit das für den Kontaktsport möglich sei. Für ihn persönlich habe Corona ansonsten nicht viel verändert. „Ich habe es schon vorher immer so gelebt, als sei heute der letzte Tag! Und sehr abgeschieden von dem Trubel.“ Er habe ein Haus am Waldrand in einem 400-Seelen-Dorf mit einem Supermarkt. Schwarzer schmunzelt: „Wir hatten schon vor Corona quasi Lockdown.“ 

(obr/spot)