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AstraZeneca: Die wichtigsten Fragen zum Oxford-Impfstoff

Die Schlagzeilen um AstraZeneca haben einige Menschen verunsichert, viele wollen sich aber mit dem Vektor-Impfstoff impfen lassen. Um das möglich zu machen, soll die Priorisierung aufgehoben werden. Was Sie nun über AstraZeneca wissen müssen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn strebt eine sofortige Freigabe des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca für alle Impfwilligen an. © rafapress/Shutterstock.com
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn strebt eine sofortige Freigabe des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca für alle Impfwilligen an. © rafapress/Shutterstock.com

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40) möchte die sofortige Freigabe des Corona-Impfstoffs AstraZeneca für alle Impfwilligen erwirken. Somit könnte sich jeder impfen lassen – ohne Priorisierung nach Alter, Vorerkrankung oder Berufsgruppe. Doch gerade bei diesem Impfstoff ist die Verunsicherung groß. Was Sie jetzt wissen sollten.

Wie wirkt AstraZeneca?

Anders als die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna ist das Vakzin von AstraZeneca kein mRNA-Impfstoff, sondern ein Vektor-Impfstoff. Der Unterschied zwischen Vektorimpfstoff und mRNA-Impfstoff liegt vor allem darin, wie die Informationen zur Herstellung eines Stücks Virushülle in die körpereigenen Zellen kommt – entweder über Nano-Partikel oder über ein ungefährliches Virus. AstraZeneca besteht aus harmlosen Adenoviren in deren DNA ein kleiner Teil des Erbguts des Coronavirus integriert wurde. Dieser Erbgutschnipsel löst eine Kette von Prozessen aus, an deren Ende die Zelle Spike-Proteine des Coronavirus selbst herstellt. Daran trainiert das Immunsystem die Abwehr der „richtigen“ Viren.

Wieso die Verunsicherung bei AstraZeneca?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt, den Impfstoff von AstraZeneca in erster Linie für Über-60-Jährige einzusetzen. Grund sind mehrere Fälle von Hirnvenenthrombosen bei jüngeren Personen. Trotzdem soll nun jeder mit AstraZeneca geimpft werden können – auf eigenen Wunsch und nach ausführlicher Aufklärung. „Der Einsatz des Impfstoffs liegt im ärztlichen Ermessen“, heißt es offiziell.

Wie hoch ist das Risiko für eine Hirnvenenthrombose bei Jüngeren?

Insgesamt geht die Europäische Arzneimittelagentur davon aus, dass solche Fälle bei einem bis zwei von 100.000 Geimpften auftreten. Damit ist der Nutzen des Impfstoffs fast immer höher als das Risiko dieser sehr seltenen Nebenwirkungen. Eine Untersuchung der Universität Cambridge kommt zu dem Schluss: Selbst bei jüngeren Menschen ist das Risiko für eine Einweisung in die Intensivstation aufgrund einer Covid-19-Erkrankung doppelt so hoch wie das Risiko einer schweren Schädigung durch den Impfstoff.

Was sind normale Nebenwirkungen nach einer AstraZeneca-Impfung?

Die Nebenwirkungen, die nach einer Impfung als Zeichen einer Immunreaktion des Körpers auftreten, werden Impfreaktion genannt. Zu ihnen zählen: Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Unwohlsein und Schüttelfrost, zuweilen auch Fieber. Diese klingen in der Regel nach einem Tag wieder ab. Wer mit vier bis 16 Tagen Abstand zur Impfung allerdings Nebenwirkungen feststellt, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Was hat es mit der niedrigeren Wirksamkeit auf sich?

Menschen, die mit AstraZeneca geimpft wurden, haben ein um 76 Prozent gemindertes Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Bei Biontech ist das Risiko um 95 gemindert. Trotzdem sind die 76 Prozent ein guter Wert für einen Impfstoff – viele Grippe-Impfstoffe haben bei Älteren oft nur eine Wirksamkeit von 50 Prozent. Vor allem aber schützt der Impfstoff vor einem Aufenthalt auf der Intensivstation: Nach Angaben einer neuen Großstudie in USA, Chile und Peru schützt AstraZeneca mit einer Wirksamkeit von 100 Prozent vor schweren Krankheitsverläufen.

Großer Vorteil: Schnellere Zweitimpfung soll kommen

Zu Spahns Plänen gehört auch mehr zeitliche Flexibilität bei der Verabreichung der zweiten AstraZeneca-Impfung. Bisher liegt der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung bei zwölf Wochen, könnte jetzt aber deutlich gesenkt werden – auf bis zu vier Wochen, was auch noch innerhalb der Zulassung liegt. Mit Blick auf den Sommerurlaub könnte das für viele ein weiterer Anreiz sein. Bei den mRNA-Impfstoffen ist ein Abstand von sechs Wochen empfohlen.

(mia/spot)