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1,3 Milliarden vs. 80 Millionen: Wieso ist Indien trotzdem schneller beim Impfen?

Die weltweit größte Impfkampagne ist gestern in Indien gestartet. Warum Indien so viel besser organisiert zu sein scheint & was wir von ihnen lernen.

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In Indien ist es ganz normal, beim Trinken die Lippen an den Flaschenhals zu setzen. In Zeiten von Corona wichtiger denn je. Foto: imago images/Hindustan Times /

Am Samstag ist die größte Impfkampagne, die die Welt jemals gesehen hat, gestartet. Aber nicht bei uns, sondern in Indien, dem bevölkerungsstärksten Land (neben China) der ganzen Welt. Mit landesweit 3.000 Impfzentren wurden am ersten Tag nach dem Impfstart bereits gut 300.000 Menschen geimpft. Laut Impfdashboard.de sind es bei uns in Deutschland gut 80.000 Menschen (Stand: 17.01), die bereits eine Impfung erhalten haben.  

Bei 1,3 Milliarden InderInnen würde eine Durchimpfung der Bevölkerung bei dieser Geschwindigkeit nur gut ein Jahr dauern. In Deutschland soll es etwas schneller gehen. Jens Spahn hatte bereits verlauten lassen, dass er allen impfwilligen Deutschen (gut 70% der Bevölkerung) bis zum Sommer ein Impfangebot werde machen können. Deutschland braucht also bis zum Sommer gut 1.100.000 Impfdosen, wenn jede geimpfte Person zweimal geimpft würde. Indien bräuchte hingegen 1.800.000.000 Impfdosen.  

So will Jens Spahn es schaffen, dass wir in Deutschland mehr Impfstoff erhalten.

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January 16, 2021, Mumbai, Indien: Hier wird ab jetzt geimpft, was das Zeug hält.(Photo: imago images/ZUMA Wire)

Wie sieht Indiens Impfplan aus? 

Bei einem solchen Riesenprojekt müssen die Prioritäten unter den zu Impfenden Personen ebenfalls geklärt werden. Als erstes sollen in Indien 30 Millionen Mitarbeiter im Gesundheitswesen und aus anderen Risikobereichen geimpft werden. Danach folgen bis Juli rund 270 Millionen Menschen über 50 Jahren und Risikopatienten. 

Premierminister Narendra Modi sagte zudem „Die Welt hat immenses Vertrauen in die indischen Wissenschaftler und die Leistungsfähigkeit der Impfstoff-Produktion“.  

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Mit diesen Nebenwirkungen von Impfstoffen müssen wir rechnen.

Um welche Impfstoffe geht es? 

Bis jetzt dürfen zwei Imfpstoffe verimpft werden: Covishield vom britisch-schwedischen Pharmakonzern Astrazeneca, das in Indien hergestellt wird. Außerdem Covaxin vom indischen Konzern Bharat Biotech. Allerdings ist Covaxin weitgehend umstritten, da es seine Zulassung erhielt, noch bevor große Teile der dritten Testphase abgeschlossen waren. Manche halten das für unverantwortlich, andere sagen es sei notwendig in Anbetracht der Krise. 

Warum wird Indien das besser hinbekommen als Deutschland? 

Keine Frage: Das Impfen wird in Indien zur absoluten Mammutaufgabe. Darum wissen Premierminister Modi genauso wie die rund 150.000 Mitarbeiter der Impfzentren in Indien. Allerdings, so vermuten viele, wird es den InderInnen trotzdem leichter fallen, die Impfstrategie durchzusetzen, denn die Regierung und die Bevölkerung haben bereits Erfahrungen aus den Immunisierungsprogrammen gegen Polio und Tuberkulose.  

 Wir haben bereits zuvor über Indien berichtet: Warum Armut und schlechte Hygiene in diesem Land auch zur Immunität der Bevölkerung beiträgt.